Von inneren Gespenstern und der Kraft der bewussten Wahrnehmung
Manchmal glauben wir, unserer Intuition zu folgen, in Wahrheit aber reagieren wir auf alte Emotionen, die in unserem Nervensystem gespeichert sind. Diese Emotionen stammen aus früheren Erfahrungen oder tieferliegenden Glaubenssätzen. Diese haben sich tief in unser Unterbewusstsein eingeprägt und beeinflussen unsere Lebenseinstellung und unsere Überzeugungen stark.
Kennst Du das? „Immer wenn ich am Anfang schon andere Hunde sehe, wird der ganze Spaziergang schrecklich.“
„Ich hatte schon beim Rausgehen ein schlechtes Bauchgefühl. Kein Wunder, dass mein Hund mich durch die Tür zieht.“
Dann lohnt sich ein zweiter Blick. Denn häufig verwechseln wir Erinnerung mit Realität. All das geschieht gar nicht im „Hier und Jetzt“, sondern in einem inneren Film, der durch vergangene Erfahrungen angestoßen wird. Dann sind wir sehr gerne beim anderen, so als wäre der schuld. Dabei läuft der Film nur bei einem selbst ab!
Unsere Gedanken erzeugen in diesen Momenten Gefühle, die körperliche Symptome auslösen können: Herzrasen, Schweißausbrüche, Erröten, Erstarren, Fluchtimpulse. Unser Körper schaltet um in den Überlebensmodus.
Und unsere Hunde? Die spüren das nicht nur, sie riechen es sogar. Und los geht’s mit der Stimmungsübertragung.
Was wir dann brauchen, ist Zuwendung. Nicht Verurteilung. Gefühle wie Wut, Scham oder Angst dürfen da sein. Sie sind menschlich! Aber sie müssen nicht die Regie übernehmen.
Eine kleiner Übungsimpuls für dich:
Wenn du spürst, dass dein Körper reagiert und dein Kopf mit alten Geschichten kommt, halte kurz inne. Stell dir folgende Fragen:
1. Was passiert gerade hier und jetzt wirklich? Bin ich in Gefahr?
2. Welcher Gedanke ging dem Gefühl voraus? Habe ich mich an alte Erfahrungen erinnert?
3. Welches „Gespenst“ taucht da auf und was möchte es mir sagen? Will es mich schützen? Und wovor genau?
4. Welches Bedürfnis steckt dahinter? Gesehen werden? Sicherheit? Zugehörigkeit?
Vielleicht war es die Angst, dass die Nachbarn über dich herziehen, wenn dein Hund dich aus der Haustür zieht? Dann geht es im Kern nicht um den Hund, sondern vermutlich um Scham. Und vielleicht auch um den alten Wunsch, alles „im Griff“ zu haben, denn das vermittelt Sicherheit.
Wenn du es schaffst, das zu erkennen, kannst du mit dir selbst in einen freundlicheren Dialog treten. Und deinem Hund ein echtes Gefühl von Sicherheit geben, weil du selbst sicherer wirst.
Die gute Nachricht: Du musst nichts sofort verändern. Es reicht, wenn du inne hältst, bewusst wahrnimmst und dir eine neue Sichtweise erlaubst. Du bist da, du bist sicher und du kannst etwas Neues ausprobieren.
Ich wünsche dir eine Woche voller kleiner Aha-Momente und viel Mitgefühl für dich selbst und für deinen Partner auf vier Pfoten